29.03.2021 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater – Neubau soll 2023 kommen: Amateurschauspieler blicken zuversichtlich nach vorne

Geprobt wird online und auf Sicht

VON JÜRGEN SPIESS

REUTLINGEN. Die Pandemie hinterlässt auch beim Naturtheater tiefe Spuren. Dieses Jahr fällt das Erwachsenenstück einmal mehr wegen Corona ins Wasser und das Neubauvorhaben verschiebt sich auf 2023. Dennoch sind von Mai bis September immerhin 43 Veranstaltungen geplant. Der Vorsitzende Rainer Kurze blickte bei der Jahreshauptversammlung des Naturtheaters trotz aller Widrigkeiten optimistisch in die Zukunft.

Eigentlich stemmt die drittgrößte Freilichtbühne im süddeutschen Raum jedes Jahr mit ehrenamtlichen Kräften ein Programm, von dem sich manche professionelles Theater eine Scheibe abschneiden kann. Doch seit über einem Jahr ist alles anders: Bereits die zweite Spielzeit muss nun abgesagt werden, die Einnahmen brechen ein und der geplante Neubau muss aus Kostengründen deutlich verkleinert werden.

"Zuversichtlich, spätestens 2023 mit dem Bau zu beginnen"

Während das Theater ursprünglich von einem Kostenrahmen von 8,6 Millionen Euro ausging, wird das Gebäude jetzt allein im Erdgeschoss um 150 Quadratmeter verkleinert. Damit reduzieren sich die Kosten um drei Millionen Euro. Erfreulicherweise wollen die Zuschussgeber alle bei der Stange bleiben und das Spendenaufkommen war mit insgesamt 87 000 Euro beträchtlich: "Uns erwartet zwar ein steiniger Weg", betonte Kurze, "aber wir sind zuversichtlich, spätestens 2023 mit dem Bau zu beginnen."

Trotz Corona war das Naturtheater 2020 nicht untätig: Die Rückabwicklung von bereits gekauften Karten musste organisiert werden, auf der Terrasse vor der Geschäftsstelle wurde kurzfristig eine erfolgreiche Kulturreihe mit fünf Veranstaltungen ins Leben gerufen und im Beirat wurden die neu erarbeiteten Pläne für das Bauprojekt erarbeitet. Da die Hauptversammlungen für die Haushaltsjahre 2019 und 2020 wegen Corona ausfielen, stellte der kaufmännische Geschäftsführer Tilmann Scheck die Jahresabschlüsse für beide Jahre vor: Aufgrund der Zuschüsse von Stadt und Land konnten 2020 Investitionen von 42 000 Euro (2019: 49 000 Euro) getätigt werden. Auch für 2021 sind Investitionen für 30 000 Euro fest eingeplant.

Während der Überschuss für 2019 rund 26 000 Euro betrug, konnte der Verein 2020 trotz Corona einen Gewinn von 4 000 Euro verbuchen. Das positive Ergebnis ist auch darauf zurückzuführen, dass Hilfen aus Förderprogrammen (nämlich 114 000 Euro), Coronazuschüsse (68 500 Euro) und Spenden (17 600 Euro) die Mindereinnahmen des Jahres 2020 kompensieren konnten. Geholfen hat auch, dass nur jede vierte gekaufte Karte für die nicht stattgefundene Spielzeit zurückgegeben wurde. Das Bauprojekt schlug zwischen 2017 und 2020 mit 534 900 Euro zu Buche, davon flossen 383 500 Euro Zuschüsse in die Vereinskasse und 151 400 Euro waren Eigenmittel.

»Es gibt bis in den Herbst hinein zahlreiche Anfragen«

Am Samstagnachmittag kamen 71 stimmberechtigte Mitglieder zur Versammlung in den Wasenwald, um den Berichten und Aussprachen zu folgen und die Geschäftsträger zu entlasten. Rainer Kurze wurde bei den Wahlen als Vorsitzender bestätigt, Susanne Hammann erstmals zur zweiten Vorsitzenden in den Beirat berufen. Neu gewählt wurden auch Jenny Glaunsinger als Jugendleiterin, Michael Bachner als Öffentlichkeitsreferent, Julia Coolens als Schriftführerin und Carsten Göhner als Referent für Baumaßnahmen. Zu den Planungen für dieses Jahr: Während das Hauptstück "Die Kirche bleibt im Dorf" um ein weiteres Jahr verschoben wird und auch der Tag der offenen Tür ausfällt, soll das Kinderstück "Peter Pan" (Premiere: 25. Juni) mit 15 Vorstellungen gespielt werden. Geplant sind außerdem drei Benefizveranstaltungen am 6., 20. und 27. August, bei denen namhafte Künstler aus der Region zugunsten des Neubaus auftreten werden. Auch Gastspiele wie die SWR3 Live Lyrix (1. Juli), die Magic Night (9. Juli) und die Musical Night (16. Juli) sowie kleinere Veranstaltungen auf der Terrasse sollen stattfinden. Überhaupt sei das Naturtheater als Veranstaltungsort in Coronazeiten heiß begehrt: "Es gibt bis in den Herbst 2021 hinein zahlreiche Anfragen von Institutionen, Vereinen und Firmen für diverse Veranstaltungen", so Rainer Kurze.

Da im Moment niemand absehen kann, wie sich die Pandemielage entwickelt, finden derzeit nur Online-Proben statt. Kurze hofft, dass Ende April die Programm-Flyer gedruckt werden und der Kartenvorverkauf im Mai startet. (GEA)