25.08.2018 - Reutlinger General-Anzeiger
HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen
Kehraus im Wasenwald
Wieder geht eine Freilichttheatersaison zu Ende: Heute Abend hebt sich zum letzten Mal der imaginäre Vorhang für "La Cage aux Folles" – nachdem sich vor fast zwei Wochen das Ensemble von "Heidi" in den Urlaub verabschiedet hat – und die Wasenwald-Festspiele 2018 sind endgültig vorbei. Jede Dernière wird begleitet von Wehmut und Traurigkeit, und so wird auch heute Abend die eine oder andere Träne still und heimlich oder auch ganz öffentlich fließen.
Alle blicken zurück auf eine Spielzeit, die sie lange in Erinnerung behalten werden. Da ist zum einen das für Freilichtbühnen traumhafte Wetter, kaum Regen oder Kälte; die Hitze am Tag verwandelte sich fast immer in einen milden Abend, der es den Besuchern erlaubte, in sommerlicher Kleidung und ohne Decken und Jacken zur Vorstellung zu kommen und auch danach noch auf dem Theatergelände zu verweilen.
Da sind aber auch die Erinnerungen an Rollen, die ungewohnt und einzigartig waren. Charaktere, schrill und liebenswürdig. Männer, die sich in Frauenkleidern und stark geschminkt hochelegant auf der Bühne bewegten. Frauen, die in äußerst knappen Kleidchen im Nachtclub verkehrten. Tänze und Lieder, die ins Ohr und ins Herz gingen. Eine Geschichte, die unterhaltsam war und doch nachdenklich machte. Heute Abend heißt es Abschied nehmen von all diesen Figuren und Rollen, von der ganz besonderen Stimmung. Und es heißt nach vorne zu schauen, denn da wartet für die meisten erst mal der wohlverdiente Urlaub, den einige ganz weit weg verbringen werden, andere eher daheim und mit viel Ruhe.
Da sind aber auch noch die Aufräumarbeiten: Nach jeder Aufführung und erst recht nach der letzten Vorstellung wird in der Zuschauerhalle gefegt und gekehrt. Dabei geht es zwar vor allem um Beseitigung von Abfällen, aber nicht nur. Die Männer und Frauen vom Hallendienst betätigen sich nämlich auch als Spürhunde, halten ihre Augen offen für Dinge, die von den Zuschauern verloren oder vergessen wurden.
Bei Jacken oder Taschen ist das recht einfach, doch Schlüssel, Geldbeutel oder Hörgeräte sind oft nicht ganz so leicht zu erkennen, aber von immensem Wert für die Besitzer. Und diese sollen ihr Eigentum zurückbekommen, bevor die Tore und Türen für einige Zeit geschlossen werden. Jetzt aber auf zur letzten Vorstellung, die ganz sicher kein leises Servus zum Abschied ertönen lässt! (bm)
