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21.08.2018 - Reutlinger Nachrichten

Hey, hier kommt Alexa!

Anspielungen und schwarzer Humor: Die Schlagerrevue "Smart ohne Phone" feiert als Mitternachts-Special im Naturtheater Premiere

 

Von Jürgen Spieß

 

"Smart ohne Phone" oder was die allgegenwärtige Digitalisierung mit uns macht: Das Mitternachts-Special ist eine skurrile und überdrehte Musikrevue. Mehr als 700 Besucher klatschten, sangen, leuchteten mit ihren Smartphones und amüsierten sich im Naturtheater prächtig. Nach zwei Stunden spendeten sie den 24 Darstellern des Ensembles begeisterten Applaus.

 

Instagram, Tinder und WhatsApp. Twitter und Facebook. Handysucht, Online-Shopping und Alexa-Kommunikation: Seit der gewiefte Geschäftsmann Donald Dump (Ingo Raiser) und seine beiden grenzwertig debilen Helfer Dick (Ingo Deufel) und Doof (Felix Dreher) das Dorf Wodafon mit dem Internet und Smartphones infiltriert hat, herrscht in der bisher von der Digitalisierung verschonten Dorfidylle das blanke Chaos: Plötzlich ist das Handy allgegenwärtig, Arbeitsplätze wie die des Arztes Dr. Koogel (Andreas Pedretti), der "Boscht"-Beamtin Letterle (Jenny Glaunsinger) oder der "Schbarkass"-Mitarbeiterin Frau Zaschdor (Kim Glaunsinger) werden überflüssig, und die Dorf-Schönheiten suchen ihre neuen Geliebten nun lieber bei Tinder als in der Dorfkneipe.

"Smart ohne Phone" bot viel schwarzen Humor, Slapstick-Szenen, Gesangseinlagen und ironische Anspielungen. Foto: Jürgen Spieß

Zu allem Überfluss möchte nun Dump auch noch die bisherige "Bürgertranslerin" Angie Mergl (Pascal Muckenfuß) ablösen und sich bei der anstehenden "Bürgertranslerwahl" zum neuen Oberhaupt aufschwingen. Bald schon geht es in dem Dorf zu wie in einem Irrenhaus. Makabre Scherze wechseln in schneller Folge mit schrill-bunten Schlagern, herrliche Parodien wie die von Donald Trump und Angela Merkel treffen auf von der Digitalisierung überforderte Dorfbewohner. Dieses Mal konzentrieren sich die Betrachtungen des Naturtheater-Schauspielers und Texters Sascha Diener auf überdrehte Kalauer und auf die Musik. Zu den Höhepunkten des von Silvie Schweiß (Carina Armbruster) – eine Parodie auf Sylvie Meis – moderierten Programms gehören die "Ein bisschen Spaß muss sein"-Einlage von Donald Dump, die von der Putzfrau zur Digital-Fachfrau mutierte Susanne Hammann, die "Hey, hier kommt Alexa" schmettert und die Andrea-Berg-Parodie von Frau Motrolla (Manuela Hansow) und Herr Zamzung (Sascha Diener).

 

Die mit viel schwarzem Humor, Slapstick-Szenen, Gesangseinlagen und ironischen Anspielungen vollgepackte Musikcollage, die wegen Krankheit um ein Jahr verschoben werden musste, wirft sich mit viel Spiellust in ihre Rollen. Gerade in den von Carmen Lamparter choreographierten Tanznummern füllen die Darsteller ihre Rollen sehr körperbetont und verblüffend souverän aus und werten die Revue mit ihren Stimmen und musikalischen Brüchen enorm auf.

 

In losen Dialogen und Liedern skizzieren die Darsteller eine Welt, die von der Digitalisierung von einem Tag auf den anderen völlig durchdrungen ist. Begleitet von ausgiebigen Gesangseinlagen und einem engagierten Ensemble hat Diener unter Mithilfe von Mara Jährig und Pascal Muckenfuß für das Mitternachts-Spezcal ein schwarzhumoriges und buntes Stück inszeniert. Und was das Beste ist: Der Abend ist reich an Effekten, aber noch reicher an witzigen und überdrehten Einfällen. So gehen Theater und Leben in diesen zwei Stunden zwar nicht immer gemeinsame Wege, passen aber doch ganz wunderbar zusammen.

 




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