Die Vorbereitungen für das diesjährige Naturtheater-Stück "La Cage aux Folles" laufen auf Hochtouren: Zum 14. Mal übernimmt Susanne Heydenreich die Regie und inszeniert das Musical zum 90-jährigen Bestehen der Freilichtbühne für die Wasenwald-Festspiele. Am 16. Juni steigt die Premiere, am 22. Juni folgt das Kindermusical "Heidi". Insgesamt werden 38 Veranstaltungen über die Freilichtbühne gehen.
Einem großen Boulevard-Hit gerecht werden und dazu eine spannende Geschichte mit einer gesellschaftlichen Aussage erzählen: Susanne Heydenreich hat ganz klare Vorstellungen, wie sie Jean Poirets "La Cage aux Folles" ("Ein Käfig voller Narren") auf die Bühne bringen will: "Für mich war Theater nie nur reine Unterhaltung", betont die Stuttgarter Regisseurin, es gehe ihr auch darum, eine Haltung auszudrücken und einen Anstoß zum Nachdenken zu geben. Das 1983 erstmals aufgeführte Musical sei ein Paradebeispiel für die nie abreißenden Debatten um eine vielfältige Gesellschaft, um Respekt und Akzeptanz und nicht zuletzt um die Liebe zwischen zwei Männern: "Jeder Mensch hat das Recht, seine Natur auszuleben", reklamiert Heydenreich, "damit verbinde ich auch den Anspruch, ein wenig unsere Demokratie zu verteidigen!"
Im Mittelpunkt des 1973 von Harvey Fierstein verfassten Buches, das zehn Jahre später am Broadway uraufgeführt wurde, stehen der homosexuelle Nachtclub-Betreiber George (Ulrich Heck) und sein Lebenspartner Albin "Zaza" (Sascha Diener), der Star seiner glitzernden Travestie-Show. Das Stück hat nicht nur anspruchsvoll-schräge Schauspielkunst und eingängige Melodien zu bieten, sondern ist auch eine vergnügliche Lektion in Sachen Toleranz. 28 Personen wirken hier mit. Für die Showkostüme zeichnet Sibylle Schulze verantwortlich, die aufwändigen Choreografien studiert Carmen Lamparter mit den zum Teil in High Heels tanzenden elf Männern und zehn Frauen ein.
Die musikalische Leitung übernimmt erstmals Oliver Krämer, der nicht nur Hits wie "I am what I am" und Neuarrangements "mit Chanson-Charakter" einstudierte, sondern zur Premiere auch eine CD mit Liedern beider Musicals herausbringt. Die Musicalfassung wird an einigen Stellen vom Original abweichen, auch die Musik des Kindermusicals – eine Mischung aus Schweizer Folk- und Rockmusik – verspricht unterhaltsam zu werden. Seit Januar wird geprobt, insgesamt sind 97 Probentage angesetzt.
Aber nicht nur Erwachsene, auch Kinder ab vier Jahren können sich auf ein Musical freuen: "Heidi" von Claus Martin feiert unter der Regie von Irfan Kars am 22. Juni Premiere und erzählt die Geschichte des Bergkindes Heidi (Clara Göhner), das aus ihrer Bergwelt gerissen wird, in der fremden Stadt jedoch unglücklich ist und schließlich mit ihrer gehbehinderten Freundin Klara (Janina Poliak) auf die Alm zurückkehrt. Johanna Spyris Roman wurde in über 50 Ländern veröffentlicht, war Stoff unzähliger Serien und Filme und ist das mit Abstand erfolgreichste Buch der Schweiz. 39 Personen, davon elf Erwachsene spielen mit, für die rund 80 Kostüme und das Bühnenbild zeichnen wie beim Erwachsenen-Musical Sibylle Schulze und Maja Rumswinkel verantwortlich.
Wie jedes Jahr wird es neben dem Haupt- und Kinderstück auch wieder ein Sonderprogramm geben, das am 3. Juni mit einem Tag der offenen Tür startet. Hier bietet das Freilichttheater im Wasenwald einen Blick hinter die Kulissen. Am 29. Juni gibt es die SWR3 Live Lyrix (ausverkauft), am 13. Juli kommt die schwäbische Mundartband Wendrsonn und am 20. Juli steigt die traditionelle Musical-Night mit Pop-Hits und Musical-Evergreens. Auch Jazz kommt zu seinem Recht am 23. August mit der Chris Barber Band.
Mit zwei der beliebten Mitternachts-Specials am 18. und 25. August endet die diesjährige Saison. Der neue zweite Vorsitzende Sascha Diener möchte mit dem wegweisenden und bereits für 2017 geplanten "Smart ohne Phone – das Handycal" dem Publikum den Spiegel vorhalten: "Deshalb", so der Regisseur und Schauspieler, "ist es in diesem Stück ausdrücklich erlaubt, die Handys anzulassen und laut zu stellen."