11.05.2017 - Reutlinger General-Anzeiger
Theater - Die Wasenwald-Festspiele starten im Juni mit eigenen Produktionen in die neue Spielzeit
Bühne frei fürs neue Programm
VON PIA MASCHMANN
Die Stimmung ist gut. Und das kommt nicht von ungefähr, wie der Erste Vorsitzende des Reutlinger Naturtheaters, Rainer Kurze, und der kaufmännische Geschäftsführer Tilmann Scheck bei der Vorstellung des neuen Programms der Wasenwald-Festspiele sagen. Die Nachfrage ist groß: 11 000 Karten wurden bereits verkauft.
Auch die künstlerischen Leiter der neuen Stücke scheinen nur so vor Tatendrang zu sprudeln – immerhin stecken sie mitten in den Proben, die schon seit Januar laufen; und es gibt noch einiges zutun. Susanne Heydenreich, Regie führend im Stück "Die drei Musketiere", beschreibt es passend: Alles, erklärt sie sinngemäß, sei noch im Fluss. Und ändern dürfe man die Textfassung auch bis kurz vor der Premiere.
Klassiker neu entdecken
Die Geschichte des Schauspiels über den jungen Degenfechter d’Artagnan und die Abenteuer mit seinen drei Freunden Athos, Porthos und Aramis stammt aus der Feder von Alexandre Dumas, dessen Roman "Die drei Musketiere" Susanne Heydenreich als Inspiration und Vorbild diente. Ihr Anspruch lag beim Schreiben des Stücks darin, so nah wie möglich an der Urfassung des Werkes zu bleiben.
Dass bei einer 680-seitigen Lektüre voller Dialoge einige Kürzungen und Anpassungen vorgenommen werden müssen, erklärt sich von selbst. Dennoch soll es laut der Regisseurin "keine Modernismen" geben, sondern "eine konzentrierte Erzählung des Romans". Dafür soll ein von Heydenreich eingeführter Erzähler sorgen. Athos, einer der drei Musketiere, wird diese Aufgabe übernehmen und den Zuschauer mit Hintergrundwissen durch das Stück führen.
Musikalisch untermalt wird die Bühnenfassung von Mikael Bagratuni, der hervorhebt, dass die Musik im Stück auch als Bindeglied und "Kitt" für die Geschichte dient. Dem jungen Komponisten, der im zurückliegenden Jahr sein Abitur geschrieben hat, sei es wichtig, der Musik des Theaterstücks einen "modernen Touch" zu verleihen und nicht auf Gewesenes zurückzugreifen.
Mit 30 Darstellern, 70 üppigen und detailgetreuen, aufwendigen Kostümen, einem klug ausgetüftelten Bühnenbild, vom Profi einstudierten Fechtszenen und dem Hang zum "echten Thriller", so Heydenreich, könne man Großes erwarten von der Premiere der Produktion "Die drei Musketiere" am 17. Juni im Wasenwald.
Auch das Kindermusical scheint vielversprechend. Das französische Märchen "Die Schöne und das Biest" wird unter der Regie von Ambrogio Vinella mit 45 kleinen und großen Akteuren auf die Bühne gebracht. Die Altersspanne der Darsteller liegt zwischen 6 und 59 Jahren. Genau das sei das Spannende an der Arbeit am Kindermusical, erzählt Alexander Reuter, musikalischer Leiter und kreativer Macher der Lieder und Musikstücke. Dass die Produktion des Musicals im gleichen Jahr wie die Neuverfilmung des Märchens von Disney zu sehen ist, sei nur zufällig, meint Regisseur Vinella. Inhaltlich gäbe es auch Unterschiede zum "Hollywood-Schinken", sodass es sich so oder so lohne, "Die Schöne und das Biest" zu erleben.
Insgesamt zehn Lieder, die immer live gesungen werden, viel Musik, aufwendige Masken für Charaktere wie das Biest und einen lebendig gewordenen Brunnen, sollen bei 19 Vorstellungen möglichst viele Zuschauer anlocken und begeistern.
Auch das aufwendig gestaltete Bühnenbild von Maja Rumswinkel will ein Hingucker werden und dem Stück mehr Raum und Tiefe geben. Noch ist der Regen zwar Hemmschuh und behindert die Malarbeiten, bis zur Premiere am 23. Juni "wird aber hoffentlich alles fertig sein", so die Bühnenbildnerin scherzhaft. An diesem Tag wird außerdem eine neue CD mit den Liedern des Stückes vorgestellt – da die Nachfrage seitens des jungen Publikums so groß sei, wie Rainer Kurze beobachtet hat.
Viel geboten
Sascha Diener, ebenfalls als Darsteller in "Die drei Musketiere" zu sehen, ist seit 2006 der Macher des "Mitternachts-Special" am Naturtheater, das am 19. August Premiere feiern wird und Nachtschwärmer zur Freilichtbühne locken will.
Auch dieses Jahr führt Diener wieder Regie und schreibt am Stück "Smart ohne Phone – das Handycal", das den Umgang der Gesellschaft mit diesem nützlichen und dennoch schädlichen Gerät zum Thema hat. Im Zusammenspiel mit dem Publikum soll das Stück Wachrütteln und zum Schmunzeln bringen, was mit viel Musik und der "Würze der Improvisation" (Kurze) gelingen soll. Neben diesen drei Produktionen sind auch einige Gastspiele zu sehen: Die Band "Wendrsonn", die "SWR3 Live Lyrix" und die "Musical Night" runden das aktuelle Programm ab.
Der Saisonbeginn der Wasenwald-Fstspiele wird am Sonntag, 4. Juni, mit einem "Tag der offenen Tür" eingeläutet, der mit Blicken hinter die Kulissen, Szenenausschnitten der Stücke, Kinderschminken, einem Theaterflohmarkt und vielem mehr Theaterfreunden Beine machen will. (GEA)