07.05.2014 - Reutlinger Nachrichten

NATURTHEATER REUTLINGEN: Broadway-Feeling im Wasenwald! Die Freilichtbühne rückt im Sommer 2014 zwei Musicals auf den Spielplan - "Kiss me, Kate" und "Der kleine Vampir"

Wunderbar, wunderbar . . .

Gastspiele ergänzen den Reigen - so etwa "Nibelungen" und "Nabucco".

KATHRIN KIPP

Mit "Kiss me, Kate" inszeniert Susanne Heydenreich ihre mittlerweile zehnte Produktion am Naturtheater (NTR). Eher zufällig fällt ihr Jubiläum mit dem 450. Geburtstag von William Shakespeare zusammen, und "Kiss me, Kate" ist wiederum Cole Porters Adaption von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung".

Und so finden sich auch im Naturtheater die Zuschauer mit dem Musical vor, auf und hinter der Bühne eines Theaters wieder, das den Shakespeare-Klassiker auf die Bühne bringt - mit allen zwischenmenschlichen Verwicklungen, die so ein Vorhaben mit sich bringt.

Dazwischen wird viel gesungen: "Schlag nach bei Shakespeare", "Viel zu heiß" oder "Wunderbar, wunderbar" lauten die Titel der legendären Songs, die 1948 am Broadway uraufgeführt wurden. Susanne Heydenreich hat das Stück mit viel "absurder Situationskomik" (Buch: Samuel und Bella Spewack) ein wenig "anachronistisch aufgebrochen", wie sie sagt.

Die Handlung bringt sie mit einem Loriot-Zitat auf den Punkt: "Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen." Sie hat außerdem am Ende "ein bisschen mehr Shakespeare" reingebastelt. Carmen Lamparter sorgt wieder für schwungvolle Choreographien, Alexander Reuter für hoffentlich wieder astreine Interpretationen dieser Swing-, Jazz- und Operettenmusik aus den 30er und 40er Jahren. Das Ensemble ist mittlerweile ziemlich eingespielt, was das Singen anbelangt, auch wenn immer wieder Neue dazustoßen und die Musik dieses Mal "recht anspruchsvoll" daherkommt. Aber: "Uns schockt nichts mehr", sagt der Musikprofi.

Auch Carmen Lamparter freut sich über die große Motivation der Darsteller, zu singen, tanzen und zu spielen, "keine einfachen Nummern", auch beim Kindertheater. Dort führt nach einem Jahr Pause wieder Ambrogio Vinella die Regie: "Der kleine Vampir" - nach einer Fassung von Angela Sommer-Bodenburg und Wolf-Dietrich Spenger - handelt von einem kleinen Jungen, der gerne Vampirbücher liest. Bis er selbst eines Tages von einem kleinen Vampir heimgesucht wird.

Der kleine Blutsauger ist allerdings kein echtes Gruselmonster. Er hat selbst Angst im Dunkeln. Und so erleben die beiden Freunde viele Abenteuer. Vinella will mit diesem Stück wieder "Theater für die ganze Familie machen". Er hat den Stoff außerdem mit ein paar anderen Kinder-Vampirgeschichten "gepimpt". So wird das Naturtheater beispielsweise zu einem "Jammertal", wo ein "Schnüffelwettbewerb" stattfindet.

Insgesamt 40 Mitspieler(innen) im Alter von vier bis 56 Jahren proben nun schon mehrere Monate. Eine echte Naturtheater-Eigenproduktion ist die Musik: Anselm Nadj und Felix Löwy haben sie komponiert, mit den Kids einstudiert und die schmissigen Songs auch schon auf CD aufgenommen. Bei den Vorstellungen wird live gesungen.

Der Sound bewegt sich zwischen Musical, Rock, Pop und Disco, die Vampire haben jede Menge "Musik im Blut". Getanzt wird klassisch draculamäßig, aber auch rockig, poppig, headbangig und "freestyle", erklärt Claudia Lamparter. Jolanta Slowik hat die Bühne für beide Stücke entworfen, dieses Mal sogar mit echtem Theatervorhang. Eugen Krauss sägt, schraubt und bastelt mit seinem Bau-Team schon mehrere Monate lang samstags an der Bühne.

Sibylle Schulz wiederum hat die 80 bis 90 Kostüme zusammengesucht und entworfen: "Kiss me, Kate" gibts im amerikanischen 40er-Look und mit einigen opulenten Gewandungen im Shakespeare-Style. Bei den Vampiren ist es eher der "üppige Moder", von dem die Kostüme erzählen: Schließlich liegen die Vampire schon seit einiger Zeit in ihren Särgen. "Wunderschön gealterte Samtsachen" hat Sibylle Schulze im Fundus gefunden.

Nicht nur der (finanzielle) Aufwand für die Kostüme, sondern auch für Musik, Bühne und professionelle Anleitung lassen die Produktionskosten für die beiden Stücke auf insgesamt 120 000 Euro steigen. Das Naturtheater hat außerdem wieder einiges in die Bühne investiert und in die Tontechnik, die dieses Jahr auf digital umgestellt wurde. Reiner Kurze rechnet aber wieder mit 25 000 Zuschauern bei den gesamten Festspielen und kann sich schon über 8000 vorverkaufte Karten freuen. Das Naturtheater versucht vor allem beim Kindertheater, bei günstigen Preisen zu bleiben. Und so kosten die Karten fürs Erwachsenenstück 14 bis 20 Euro, für die kleinen Vampire 7 bis 11 Euro.