Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage


10.06.2014 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater – Am Tag der Freilichtbühnen werfen rund 1 500 Besucher einen Blick hinter die Kulissen im Wasenwald


Theaterbegeisterung allenthalben

VON ALEXANDER THOMYS

 

Als Ana Zivkovic beim Tag der offenen Tür die Besucher durch die Räumlichkeiten des Naturtheaters führt, ist die Begeisterung und das Staunen groß. Etwa im winzigen Schminkraum, in dem sich vor den Auftritten alle Akteure in Geduld üben müssen. Oder im Requisitenraum, in dem sich vom Schwert bis zum Lampenschirm eigentlich alles irgendwo finden lässt. Sogar ein Tandem-Fahrrad mit drei Sitzen, das im schummrigen Licht über der Besuchergruppe schwebt.


Da kommt vor allem bei Kindern und Eltern schnell die Frage auf, wie man selbst beim Reutlinger Naturtheater einsteigen kann. Für Zivkovic beginnt jetzt eine Gratwanderung. »Nachwuchs können wir immer brauchen, vor allem Jungen und Männer«, sagt die Jugendleiterin zwar, um andererseits aber auch die beim Blick hinter die Kulissen entstandene Euphorie ein wenig zu bremsen.

 

»Theaterspielen bedeutet viel Verantwortung«

»Theaterspielen bedeutet viel Verantwortung «, stellt die 23-Jährige klar. So würde etwa in der Woche vor dem Start eines neuen Stückes täglich geprobt. Stehen die Aufführungen an, sollten die jungen Schauspieler natürlich auch nicht fehlen. »Die Sommerferien sind zur Hälfte weg, und auch die Pfingstferien sind gestrichen«, macht Zivkovic deutlich. »Da müssen die Eltern dahinter stehen.« Die junge Frau weiß, wovon sie spricht. Seit sieben Jahren engagiert sich Ana Zivkovic beim Naturtheater, seit 2011 als Jugendleiterin. Und auch wenn sie selbst in diesem Jahr nicht auf der Bühne steht, ist die junge Studentin, die in Weingarten ein Lehramtsstudium absolviert, nahezu jedes Wochenende am Naturtheater. Ein zeitintensives Hobby, das zugleich aber auch viele schöne Momente biete. Etwa, wenn auf der Bühne beim Schlussapplaus manche Träne vergossen wird.


Oder dann, wenn die Begeisterung für das Theater auf die ganze Familie überspringt. »Wenn die Kinder Theater spielen, sind spätestens ein Jahr danach auch die Eltern mit dabei und helfen oder spielen mit«, erzählt Zivkovic ihren staunenden Zuhörern.

 

Und so ist am Tag der offenen Tür, den das Naturtheater im Rahmen des bundesweiten Tages der Freilichtbühnen organisiert hat, die Begeisterung für das Theater überall spürbar – ob beim Kinderschminken oder bei der öffentlichen Probe für die diesjährigen Stücke, dem Musical »Kiss me, Kate« und dem Kindertheaterstück »Der kleine Vampir«. Wird geprobt, ist die Freilichtbühne jedes Mal nahezu voll besetzt. Und es wird geschmunzelt, etwa als Regisseurin Susanne Heydenreich eine Szene unterbricht und einen ihrer Schützlinge gut hörbar per Mikrofon korrigiert.

 

»Man muss die Wahrheit spielen und selbst daran glauben«, erklärt Heydenreich. So wird aus einer leeren Tasse eben urplötzlich eine volle Tasse mit dampfend heißem Kaffee. »Auch wenn real nichts drin sein sollte, musst Du mich glauben machen, dass es so ist.« Details, die den Zuschauern später vielleicht kaum auffallen, die aber dazu beitragen ein stimmiges Bild zu erzeugen.

 

Dazu gehört auch, die Zuschauer mitzunehmen. »Schaut nicht nur nach hinten, sondern auch in die Augen der Zuschauer «, fordert Heydenreich ihre Schauspieler auf. Und hat für einen der Hauptdarsteller gleich noch eine Aufgabe: »Flirte ruhig auch mit den Frauen in der ersten Reihe.« Warum? Das wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Heydenreich jedenfalls ist am Ende zufrieden: »Das sieht schon ziemlich gut aus.«

 

»Das ist doch eine stolze Zahl«

Da steigt die Vorfreude auf die diesjährige Theatersaison, die mit den Premieren am 20. und 21. Juni beginnt. »Wir haben heute rund 300 Karten verkauft «, bilanziert der Naturtheater-Vorsitzende Rainer Kurze am Abend. »Das ist doch eine stolze Zahl.« Überhaupt ist Kurze mit dem Tag der offenen Tür hochzufrieden, auch wenn in diesem Jahr – wohl wegen der großen Hitze – etwas weniger Besucher den Weg in den Wasenwald fanden. Rund 1 500 Gäste, so schätzt Kurze, machten sich am Pfingstsonntag auf ins Naturtheater.

 

Für die Theatergruppe ein Kraftakt. Zusammen mit den Jettenburger Dorfmusikanten, die für musikalische Unterhaltung sorgten, waren rund 150 Helfer im Einsatz. Zeitweise fanden sechs Führungen gleichzeitig statt, sodass insgesamt etwa 400 Besucher den geführten Blick hinter die Kulissen werfen konnten. »Man sieht das Theater mit anderen Augen«, stellt eine Besucherin dabei schnell fest. Das gilt freilich auch anders herum. »Uns macht es viel Spaß, das Publikum einmal von einer ganz anderen Seite aus kennenzulernen«, sagt Kunze. »Und es macht jeden von uns stolz, sein Theater einmal so präsentieren zu können. « (GEA)

 

Mehr Fotos vom Tag der offenen Tür im Naturtheater gibt es auf GEA-Online / www.gea.de




© 1999-2024 ITOGETHER