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04.11.2014 - Reutlinger Nachrichten

Musikalischer Einblick ins Bühnenleben


Sehnsucht nach der Roten Wurst

NORBERT LEISTER


Am Samstagabend haben neun "Theater-, Pech- und Pannensüchtige" des Reutlinger Naturtheaters die erste von insgesamt sechs "musikalischen Revue-Aufführungen" in der "Waldesslust" gezeigt

Pleiten, Pech und Pannen: Schauspieler des Reutlinger Naturtheaters gaben am Samstagabend Einblicke in das Leben vor, auf und hinter der Bühne / Foto: Leister

Pleiten, Pech und Pannen: Schauspieler des Reutlinger Naturtheaters gaben am Samstagabend Einblicke in das Leben vor, auf und hinter der Bühne / Foto: Leister

Das Lüften von Geheimnissen hatte das Naturtheater versprochen. Einblicke in das Leben hinter der Bühne sollte gegeben werden, Erkenntnisse über Motivationen, Demotivationen und warum Schauspieler beim Naturtheater Schauspieler sind. Oder auch Einblicke in das Leben von Engagierten bei dem besonderen Theater. Und da entstand tatsächlich der Eindruck: Die Bühne im Wasenwald ist ein reiner Familienbetrieb. Oma, Opa, Kinder, Enkel - irgendwie scheinen alle zusammenzugehören. Oder zumindest fast alle.

 

Tja, so war das am Samstagabend. Da plauderten die acht Schauspielerinnen und Schauspieler zusammen mit Regisseur Sascha Diener über ihr Seelenleben, berichteten darüber, dass jeder wichtig ist auf, vor und hinter der Bühne. Wie etwa Carina Weber - und wenn sie auch nur eine Muschel spielte. Oder eine Tür. Aber immerhin: "Es war eine goldene Tür", wie sie selbst betonte. Und zwar in Cinderella. Oder wars in der Feuerzangenbowle? Nein, das kann nicht sein - obwohl beim Rückblick auf die Produktionen schon ein wenig der Überblick verloren gehen konnte.

 

So auch beim Intro der Schauspieltruppe am Samstagabend: Da herrschte ein großes Chaos im Zuschauerraum, "aber bitte mit Sahne", wie es immer wieder hieß. Allerdings verrieten die neun "Theatersüchtigen" auch einiges über ihre Proben. Wie nervig die oftmals sind. Und anstrengend. "Da ist jetzt aber mehr Spannung gefordert, wie mit Fünf-Mark-Stück im Arsch", hieß es etwa. Oder die Anforderungen, die da gestellt würden: "Noch mal das Ganze, noch mal und noch mal und jetzt bitte mit Talent".

 

Und dennoch: "Für uns ist Theater Leben, aufregend und einfach geil", hieß es auf der anderen Seite. Selbstverständlich, so erfuhren die Zuschauer, geht es beim Leben auf und hinter der Bühne, bei den Proben immer auch um Neid, Eifersüchteleien oder um technische  Schwierigkeiten. Wenn zum Beispiel das Mikro an der Stirn klebt, beim Abgang von der Bühne nicht ausgeschaltet wird und dann alles live übertragen wird. Der Gang auf die Toilette etwa. Oder das Ablästern übers Publikum. Ein anderes Geheimnis, das in der "Waldesslust" verraten wurde: Bei den rund 70 Schauspielerinnen und Schauspielern, die beim Naturtheater aktiv dabei sind, gibt es kaum eine Probe, bei der nicht der ein oder andere heult. Doch dazu stehen die Diven, egal, ob männlich oder weiblich. Am schönsten ist sogar das gemeinsame Weinen bei der letzten Vorstellung. Wenn alle definitiv wissen: Für dieses Jahr ist es nun vorbei mit den Vorstellungen.

 

Gesungen wurde am Samstagabend übrigens auch. Jede Menge. Schließlich hieß das Programm ja "musikalische Revue". Schöne Stimmen waren da zu hören. Und Lieder aus Produktionen aus gefühlten 50 Jahren. Mindestens.

 

Und wie war das mit dem Tod auf der Bühne? Schreckensverzerrte Gesichter zeigten sich, ängstliche spitze Schreie waren zu hören. Gestorben, ja gestorben wird auf der Bühne quasi ständig. Ob erdolcht, gemeuchelt, erschossen, verblutet, ausgesaugt, verbrannt - es gab bei den Aufführungen des Reutlinger Naturtheaters eigentlich fast nichts, was es nicht gab. Und der heißeste Wunsch aller Schauspieler? "Alles, was ich will, nach dem Auftritt eine rote Wurst", verrieten die "Theatersüchtigen" singend.




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