17.02.2014 - Reutlinger General-Anzeiger

Nachwuchsförderung der besonderen Art

HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen

Dass im Naturtheater Reutlingen die Jugendarbeit seit vielen Jahren eine große Rolle spielt, ist dem Publikum des Theatervereins bekannt und auch für andere am Vereinsgeschehen in der Stadt Reutlingen Interessierte nichts Neues. Eine Jugendgruppe, die sich eigenständig organisiert und ein Jahresprogramm gibt, eigene Stücke schreibt und inszeniert, Grillfeste und theaterpädagogische Workshops durchführt und vieles mehr veranstaltet – natürlich zusätzlich zur Schauspielerei im Sommer – darauf ist der Vereinsvorstand stolz, und das sicher zu Recht. Diese Jugendarbeit hat Tradition und läuft »wie geschmiert«.

Nun sieht sich die Vereinsleitung seit einiger Zeit aber vor neue Herausforderungen gestellt, tummeln sich doch ganz kleine Theaterleute auf dem Gelände, die im doppelten Sinne Nachwuchs sind, nämlich Kinder von aktiven Mitgliedern, oft da, weil Mama oder Papa oder beide Probe haben. Einige spielen schon selbst mit, andere sind »nur« Begleitung. Was sie alle gemeinsam haben, ist, dass sie dazugehören, ganz selbstverständlich für sie selbst und für alle anderen. Und sie sind nicht »heimlich« da, sondern verschaffen sich und ihren Interessen Gehör.

Daraus erwachsen Anforderungen an die »Großen« respektive den Vorstand. Ein Beispiel: Schauplatz Spitalhof, Ehrungsmatinée des Naturtheaters. Verdiente Mitglieder erhalten Urkunden und Ehrennadeln für ihre langjährigen Verdienste um den Verein. Der kleine Erik steht am  Rand, traurig, weil er auch gern eine Ehrennadel möchte. Da nützt es nichts, ihn auf den Tag zu vertrösten, an dem er an der Reihe sein wird – nämlich in zehn Jahren. Nein, da gilt es schnell zu handeln und einen Pin aus der Handtasche zu zaubern, der als Ehrennadel durchgeht. Erik zieht zufrieden mit seinem Vater von dannen.

Noch ein Beispiel: Schauplatz Büro im Vereinsheim, der 1. Vorsitzende sitzt am Schreibtisch und nimmt am Telefon eine Kartenbestellung entgegen, seine Großnichte Jasmin – inzwischen ein Kindergartenkind – sitzt auf seinem Schoß und passt auf. Kaum sind die Karten ausgedruckt, rennt sie los, reißt sie ab und legt die leicht lädierten Karten auf den Schreibtisch, der Rechnung geht es genauso. Beides muss natürlich noch einmal gedruckt werden, aber das Kind strahlt und wartet auf den nächsten Auftrag.

Sicher ist: Diese Herausforderungen nimmt der Vereinsvorstand gerne an. (bm)