09.08.2014 - Reutlinger General-Anzeiger
Ein Bühnenbild im Handumdrehen
HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen
Jedes Wochenende steht das Naturtheater vor der Aufgabe, das Bühnenbild des einen Theaterstücks in das des anderen zu verwandeln. Ganz so einfach, wie der Titel dieser Kolumne es andeutet, ist es aber natürlich nicht, ein Bühnenbild zu verändern: Es braucht mehr als eine Hand und es braucht Zeit. Hände sind da, große und kleine, allein es mangelt an Zeit.
Schauen wir uns das Ganze einmal näher an: Samstagnachmittag, 17 Uhr. Das Kinderstück »Der kleine Vampir« ist zu Ende, alle Darsteller rennen hinter die Zuschauerhalle, um dem Publikum für Fragen, Fotos und Autogramme zur Verfügung zu stehen. Derweil sind einige der sogenannten Aktiven hinter den Kulissen schon eifrig dabei, die Bühne umzubauen, damit »Kiss me, Kate« den richtigen äußeren Rahmen hat.
Nach einer Weile ertönt ein lauter Gong über das Gelände und alle Schauspieler, die sich eben noch fröhlich hinter der Halle getummelt haben, laufen auf die Bühne, um ihren Teil zum Umbau beizutragen. Requisiten müssen aufgeräumt werden – da ist jeder und jede für die eigenen verantwortlich. Und die Särge der Vampirfamilie müssen aus der Gruft geholt werden, denn am Abend ist dieser Ort ein Theaterfoyer.
Inzwischen ist es fast 18 Uhr, und die Mitglieder des Ensembles, die in beiden Stücken spielen, müssen erst mal unter die Dusche und danach schleunigst in die Maske und zurück in die Umkleideräume. So wird (fast) im Handumdrehen ein Vampir zum jugendlichen Galan. Um halb sieben ist Einsingen angesagt, danach Soundcheck auf der Bühne, denn das Publikum soll Freude an Spiel und Gesang haben. Und zum Gesang gehören natürlich die richtigen Töne. Wiederum im Handumdrehen ist es fast 20 Uhr und die Vorstellung beginnt.
Die Jugendgruppe ist verantwortlich für den Popcornstand, was bedeutet, dass aus den kleinen Vampiren wieder fast »normale« Jugendliche und Kinder werden, denn mit ihren recht zerzausten Haaren und einem Rest Schminke im Gesicht ähneln sie durchaus immer noch den Gestalten, die sie eben dargestellt haben. Aber – und da ist die Theaterjugend nicht anders als andere junge Menschen – manchmal muss man Prioritäten anders setzen und die Körperpflege vernachlässigen.
Eine echte Pause ist da nicht drin. An den August-Wochenenden stellt sich obendrein die Frage: Bauen wir gleich nach der Abendvorstellung wieder um oder kommen wir lieber am anderen Tag früher? Klar ist nur, es muss umgebaut werden. (bm)