27.04.2014 - Reutlinger General-Anzeiger
(Vereins-)Leben im Wald
HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen
Das Naturtheater Reutlingen kann stolz sein auf seine idyllische Lage mitten im schönen Wasenwald und ist dies auch, denn die Bäume bieten eine traumhafte Naturkulisse und dem Publikum genug Luft zum Durchschnaufen. Doch diese Idylle hat ihren Preis. Denn Wald und Bäume brauchen Hege und Pflege, sollen sie schön, kräftig und gesund sein und für den Spaziergänger respektive Theaterbesucher Schutz und Schatten und nicht Gefahr bedeuten. Da ist der Theaterverein – auch finanziell – gefordert, Jahr für Jahr, vor der Saison, während der Wasenwald-Festspiele und oft auch danach.
Eigentlich ist der Ablauf klar geregelt: Zu Jahresbeginn kommt der Förster und macht eine Sichtung des Geländes, was bedeutet, dass er kranke und tote Bäume identifiziert, gefährlich hängende Äste erkennt und entsprechende Maßnahmen »verordnet«. Die Vereinsleitung kümmert sich darum, dass Äste abgesägt und Bäume gefällt werden. Vieles erledigen die Männer und Frauen vom Bauteam selber, für die schweren Fälle holt man sich die Experten von außen.
Doch zusätzlich gibt es immer wieder Überraschungen, mit denen niemand rechnen kann und die meist eine ganz schnelle Reaktion erfordern. Denn der Reutlinger Wasenwald ist alt und voll mit alten Bäumen, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. So stehen auf dem Gelände der Freilichtbühne etliche riesige Eichen, die auch auf der Bühne eine gute Figur machen. Vor einigen Jahren spielten diese Eichen eine unrühmliche Hauptrolle: der Eichenprozessionsspinner machte sich breit und musste bekämpft werden. Mit schwerem Gerät wurde dem Schädling, der Allergien und Atemnot auslöst, zu Leibe gerückt. Seitdem wird jedes Frühjahr vorgebeugt, um niemanden zu gefährden.
Der für Reutlingen unvergessliche Hagelsturm im vergangenen August entwurzelte nicht nur kranke Bäume. Etliche Stämme und viele Äste mussten zusammengesägt und beseitigt werden. Und manchmal ist ein umgestürzter Baum Anlass für Baumaßnahmen, die überhaupt nicht auf der Agenda standen. So krachte vor wenigen Wochen ein Baum in einen alten Schuppen, der Lager für Kulissenteile und Stühle war und diesem Zweck noch eine Weile dienen sollte. Doch der Baum zerstörte den Schuppen, sodass an eine Reparatur gar nicht zu denken war. Jammern hilft bekanntlich nicht, es galt, das Beste daraus zu machen. Und so können sich die Spielerinnen und Spieler nun über einen bühnennahen Umkleideraum freuen. (bm)