21.07.2012 - Reutlinger Nachrichten
SWR 3-Live-Lyrix sorgen im Reutlinger Naturtheater trotz Regen für große Heiterkeit
Einfach ein Traum: "Frei sein wie meine Haare"
Wenn englischsprachige Popsongs greifbar werden: Die „SWR 3-Live Lyrix“ bescherten gut 700 Fans im Naturtheater manch witzige Überraschung. Diese Hits fühlen, verstehen und erleben, hieß das Motto.
JÜRGEN SPIESS
Darüber haben sich vermutlich schon viele Musikhörer Gedanken gemacht: Was steckt eigentlich dahinter, wenn sich Bruno Mars über "faule Lieder" (The lazy Songs) auslässt, Katy Perry rosa Flamingos im Pool und Barbies auf dem Grill entdeckt ("Last Friday Night") oder Lady Gaga in dem Song „Hair“ davon träumt, so frei zu sein wie ihre Haare?
Auch SWR 3-Moderator Ben Streubel gibt offen zu, dass er in den wenigsten Fällen versteht, was die britischen und amerikanischen Popstars da eigentlich singen. So kam ihm die Idee, diese Songs ins Deutsche zu übersetzen und in einer Show ansatzweise nachspielen zu lassen. Dazu heuerte er zwei Schauspieler an, die mal wieder richtig Dampf ablassen wollten und die ebenso wie er nichts mehr lieben als die großen Hits von heute und damals.
Sechs Jahre ist das nun her, dass der SWR 3-Mann die "Live Lyrix" ins Leben rief. Und da die ersten Veranstaltungen allesamt ausverkauft waren und auf Anhieb große Erfolge feierten, beschloss er, die Reihe mit anderen Songs und Inhalten fortzusetzen.
Im gut besuchten Reutlinger Naturtheater präsentierte Streubel die bekannten und zum Teil auch unbekannteren Ohrwürmer mit seinen beiden Bühnenpartnern Ronald Spiess aus New York und Alexandra Kamp aus Berlin. Während im Hintergrund das Original lief, widmeten sich die beiden Schauspieler Hits wie "Cup of Coffee" von Mike and the Mechanics, Adeles "Rumour has it" oder Trains "This is not a DriveBy", indem sie die deutsche Übersetzung vortrugen und die Songs in Szene setzten.
Dabei sind die Übersetzungen der Texte und die witzigen Storys, die sich um die Songs ranken, ein wichtiger Bestandteil der kurzweiligen Hitrevue.
Da schlüpfte Ronald Spiess kongenial in die Haut von David Bowies "Major Tom", und Alexandra Kamp verwandelte sich in Adele, die sich gegen eine Nebenbuhlerin zur Wehr setzte: "Gesegnet sei deine Seele, du hast deinen Kopf in den Wolken – und Junge, sie unterdrückt dich!" Selbstverständlich sorgten die zum Teil absurden Textinhalte und die real nachgespielten Szenerien immer wieder für Lacher im Publikum. Etwa, wenn die Musik positiv und lebensbejahend daherkommt und die Texte das genaue Gegenteil vermitteln.
Zwischen den Liedern erschien Moderator Streubel, der schnoddrig-charmant durch den Abend führte und das Publikum mit einbezog, indem er Fragen zu Liedern stellte oder Freiwillige auf die Bühne bat, die auf Englisch übersetzte Deutschrock-Songs erraten müssen. Gemeinsam hangelte sich das Trio von einem Hit zum nächsten und ließ sich auch durch den nach der Pause einsetzenden Starkregen nicht aus dem Konzept bringen: "Ich werde sterben, um so frei zu sein wie meine Haare", rezitierte Alexandra Kamp alias Lady Gaga deren Hit "Hair", dabei wirbelte sie ihre vom Regen klatschnassen Locken durch die Lüfte.
Am Ende schauten noch George Michael (Streubel: "Der letzte Grieche, der noch eigenes Geld hat") und die Dixie Chicks vorbei und übertrafen sich geradezu in schmalzigen Liebesschwüren.
Das Fazit: Trotz strömendem Regen gaben die Darsteller im Naturtheater alles und sorgten dadurch für beste Stimmung unter dem trockenen Tribünendach. Riesenbeifall, rhythmisches Klatschen und Zugaberufe.