30.07.2012 - Reutlinger General-Anzeiger
Konzert - Musical-Highlights im Naturtheater
Broadway im Grünen
Satte Beats und schmelzende Melodien, rasende Tanzeinlagen und Lichter, die durch die Nacht funkeln: Am vergangenen Freitagabend wurde das Naturtheater im Wasenwald zum Broadway. Die SET Musical Company unter der Leitung von Axel Törber machte während ihrer Deutschland-Tournee in Reutlingen halt. Auf dem Programm standen die Höhepunkte aus 23 Musicals, von »West Side Story« über »Evita« bis »Rocky Horror Show«.
Eine Szene jagte die nächste und genauso schnell wechselten die drei Darstellerinnen und die drei Darsteller ihre Rollen. Die Amerikanerin Tracy Plester gibt die Rotzgöre, frech und tolldreist wie ein Teenager, um in der nächsten Szene mit zurückgeworfenem Kopf die neckische Verführerin zu spielen. Mit großer Bühnenpräsenz füllt sie ihre Rollen aus, auch wenn ihre Stimme für das sanft fließende Melos der Arie der Evita etwas zu spitz ist. Um so überzeugender schwingt sie sich durch die kreischende Aufregung von »We Will Rock You«.
Die Texanerin Corie Townsend gibt im hautengen schwarzen Kostüm die Femme fatale. Mit tiefer Stimme und noch tieferem Ausschnitt lässt sie die Luft der lauen Sommernacht vibrieren, um gleich darauf in hübschen Kleidern das süße Mädchen zu spielen. Zudem ist sie für die Choreografie der Musical-Night zuständig.
Rasante Tanzeinlagen
Und die hat es in sich. Der Italiener Deimos Virgillito, ohne Frage der beste Tänzer der Gruppe, legt flotte Schritte und rasende Drehungen auf die Bühne. Mit Tracy Plester tanzt er ein wildes Duett, in dem er trotz misslungener Hebefiguren durch präzise Fußarbeit und gute Körperbeherrschung besticht. In ihren Gruppenchoreografien verbinden die sechs Darsteller Volkstanzfiguren mit Jazztanz-Elementen zu einer flotten Melange. Das Zusammenspiel mit der Band und die Intonation funktionieren wie bei einer gut geölten Maschine.
Alexandra Gentzen singt »Love Never Dies« mit kraftvoller und geschmeidiger Stimme und einem Vibrato, das sich stellenweise schon fast etwas zu schwer über das Duett mit Simon Tunkin legt. Der Londoner Opern- und Musicalsänger brilliert mit der besten sängerischen Leistung. Weich, geschmeidig und dennoch kraftvoll schwingt er sich durch die Melodiebögen, leicht und geläufig. Sascha Krebs lieferte mit seiner ebenso satten wie geschmeidigen Stimme ebenfalls eine runde Leistung ab. Nicht zuletzt sorgte eine raffinierte Lichtregie dafür, dass der Wasenwald an diesem Abend zum Zauberwald wurde. Am Ende gab es Standing Ovations und nicht enden wollende »Zugabe«-Rufe. (iko)