15.05.2010 - Reutlinger General-Anzeiger

HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen

Tränen lügen nicht

Manchmal kommen ihm fast die Tränen, dem Kassier des Naturtheaters, wenn er ins Vereinsbüro kommt. Jedes Jahr sind die Ausgaben vor der Freilichttheatersaison größer als die Einnahmen - daran ist er gewöhnt. Und er hat sich deshalb dieses Jahr gefreut, dass durch ein neues Angebot, den sogenannten Frühbucherrabatt, in den ersten Monaten mehr Geld auf dem Bankkonto eingegangen ist als in den Jahren zuvor. Die angekündigten Kürzungen der Zuschüsse im kommunalen Haushalt verursachten ihm Sorgenfalten. Groß war dann zunächst die Erleichterung über die Gewährung der Zuschüsse in der Höhe, wie sie der Theaterverein seit Jahren bekommt. Doch er durfte sich nur kurz freuen, denn ganz verschont wird das Naturtheater von Kürzungen nicht.

Erstes Stichwort Gutscheinheft der Stadt Reutlingen: Diese Wertgutscheine können nur noch zu 90 Prozent über die Verwaltung abgerechnet werden, das heißt zehn Prozent weniger Einnahmen bei Entgegennahme eines Gutscheins als Zahlungsmittel für Theaterkarten. Das ist nicht schön, aber zu verkraften.

Zweites Stichwort Stadtbusse – und nun wird's happig: Die Zuschüsse zur Ausgabe einer kombinierten Bus-Theaterkarte werden gestrichen, auch der nachmittägliche Sonderbus zum Parkplatz des Naturtheaters erhält keine städtischen Finanzmittel mehr. Nun ist guter Rat teuer: Soll den Zuschauern dieses Angebot genommen werden, oder soll der Verein die Kosten in Gänze tragen? Denn umsonst gab es diese Leistungen auch bisher nicht – das Naturtheater hat immer einen Teil der Kosten bezahlt. Sollen Kindergärten, Familien, Senioren zusätzlich nun eine Busfahrkarte kaufen, und sollen die, die den Sonderbus schätzten und benötigten nun zu Fuß gehen? Sicher nicht, das Naturtheater übernimmt die Verantwortung!

Drittes Stichwort: Laufende Kostensteigerungen bei Müllgebühren, Strom und ähnlichem. Viertens: Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Fünftens: Neuregelung beim Frequenzzuweisungsverfahren für Mikrofonie, die richtig viel Geld kosten wird. All diese und weitere Kosten müssen bezahlt werden. Und so versteht man den Kassier, wenn ihm die Tränen kommen. Doch was ihn schnell wieder zum Strahlen bringt, ist der Blick auf die Freilichtbühne, auf der Notre Dame wächst und bald zu den Wasenwald-Festspielen 2010 einlädt. (bm)