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Die Chorgemeinschaft Naturtheater-St.Wolfgang zeigte einen Ausschnitt ihres musikalischen Könnens / Foto: Alexander Thomys

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29.11.2010 - Reutlinger General-Anzeiger

Ein Abend voller Stolz - und Sorgen

Naturtheater - Feierabend-Gala als Jahresabschlussfest mit 150 Aktiven und Freunden der Freilichtbühne in Betzingen

 

Von Alexander Thomys

 

Mit rund 150 Gästen feierte das Naturtheater Reutlingen in der Betzinger Julius-Kemmler-Halle seine "Feierabend-Gala" zum Jahresabschluss. Neben zahlreichen unterhaltsamen Einlagen bestimmten zwei Aspekte den Abend: Der Stolz auf das im Jahr 2010 Geleistete und die Sorgen im Hinblick auf zukünftige finanzielle Zuschüsse durch die Stadt Reutlingen.


So blickte der Vorsitzende Rainer Kurze auf ein "sehr erfolgreiches Jahr" zurück: Entgegen dem Trend bei anderen Freilichtbühnen in Süddeutschland konnte das Naturtheater seine Zuschauerzahlen halten, insgesamt kamen 21 300 Besucher zu den Vorstellungen von "Der Glöckner von Notre Dame", dem Kinder- und Jugendstück "Cinderella" und den anderen Sondervorstellungen des Naturtheaters. Allein 8 400 Kinder und Jugendliche besuchten die speziell für sie organisierten Vorstellungen am Vormittag, wobei vor allem auswärtige Schulen und Kindergärten, vornehmlich aus dem Raum Tübingen, das Angebot nutzten. "Von Reutlinger Schulen hätten wir uns mehr Besucher gewünscht", bilanzierte Kurze.

 

"Von Reutlinger Schulen hätten wir uns mehr Besucher gewünscht"

 

Rund 320 Mitglieder sind im Naturtheaterverein organisiert, nahezu alle Tätigkeiten vom Kostümverleih bis hin zu den Schauspielern findet ehrenamtlich statt. Wie viele Aufgaben rund um die Vorstellungen im Wasenwald anstehen, zeigte ein musikalisch unterlegter Jahresrückblick in Bildern und Videosequenzen. Vom Aufbau der Bühnenbilder über die Maske, Tontechnik, Kartenverkauf, Proben, Licht und Kostüme - alle Facetten des Theaterlebens wurden so dem Publikum mit einem Blick hinter die Kulissen vorgestellt. Nur vereinzelt helfen den Ehrenamtlichen Profis, etwa bei der Regie und Musik.

 

Da allerdings auch zehn Gebäude unterhalten werden müssen, ist das Naturtheater eine kostspielige Angelegenheit. "Wir tragen uns dabei zu 80 Prozent selbst", erklärt Kurze und beziffert den Jahresetat des Naturtheaters mit rund 400 000 Euro. Allein für den Erhalt der großen Anlage müssten jährlich zwischen 20 000 und 40 000 Euro ausgegeben werden. Der städtische Zuschuss betrug dabei etwa 20 000 Euro, hinzu kommen 10 000 Euro Investitionszuschuss für die Erhaltung der Theateranlage. "Äußerst gering" nennt Kurze diese städtischen Fördermittel. "Die Stadt zahlt damit nicht einmal einen Euro für jeden Theaterbesucher", rechnet er vor und betont, dass "dabei keine andere kulturelle Institution mithalten kann".

 

Mit "Befremden" habe er daher den Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion zur Kenntnis genommen, die den Investitionszuschuss im Nachtragshaushalt 2010 streichen wollte. Dies hätte zugleich auch den Wegfall von Landesmitteln bedeutet, die an städtische Gelder gebunden sind. "Ich wünsche mir, dass solche Anträge in Zukunft nicht mehr gestellt werden", sagte Kurze an die anwesenden Kommunalpolitiker gewandt. Der Antrag wurde indes vom Gemeinderat abgelehnt - die nächsten Haushaltsdebatten stehen aber bereits an.

 

"Wir haben hart geschuftet, lasst uns feiern"

 

Dabei habe das Naturtheater für den neuen Doppelhaushalt 2011/2012 Anträge auf Förderung im bisherigen Rahmen gestellt, betonte Kurze. "Wir hoffen, dass es keine Kürzung geben wird", ist der Vorsitzende aufgrund der städtischen Haushaltslage skeptisch. Langfristig erhofft sich das Theater aber höhere Zuschüsse, da viele Aufgaben des semiprofessionellen Theaters nur noch schwer mit Ehrenamtlichen zu stemmen sind. "Die Toiletten für 21 000 Besucher zu putzen, ist kaum noch zumutbar", nennt Kurze ein Beispiel. Zudem hofft man, mit 400-Euro-Kräften die Öffnungszeiten des Kostümverleihs ausdehnen zu können.

 

Bei der Feierabend-Gala stand aber die Freude über das Erreichte im Mittelpunkt. "Wir haben hart geschuftet, lasst uns feiern" hieß es dann auch im Eröffnungslied. Anschließend präsentierte die Chorgemeinschaft Naturtheater-St. Wolfgang einen Ausschnitt ihres musikalischen Könnens und die Jugendgruppe zeigte eine - stark vereinfachte - Kurzfassung von "Cinderella".

 

Das Publikum hatte seinen Spaß, die Vorfreude auf das neue Jahr mit den Stücken "Im weißen Rössl" und "Die kleine Hexe" wurde angeheizt. "Da vergisst man die ganze Arbeit und freut sich einfach", so Kurze.




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